Saturday, 6. October 2007

Über den Wolken, oder: der lange Weg nach Debre Markos

Ueber-den-Wolken
Innerhalb des Landes mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Reisen ist ja schon ein Erlebnis für sich, und das geht so: am Tag vorher kauft man am Busbahnhof die Tickets, dabei muss man auch die Namen der Reisenden angeben – dabei wurde ich zu Judit Horst umbenannt, da ja hier die Kinder immer den Vornamen des Vaters als zweiten Namen bekommen – was mit den Namen geschieht, weiss ich ja auch nicht, auf den Tickets stehen sie nicht. Die Busse verlassen die Stadt bei Sonnenaufgang, also zwischen 6 und 7 (bzw. 12 und 1, aber das System habt ihr ja längst durchschaut!). Zu der Zeit gibt es, jedenfalls in unserer Gegend, keine Mini-Busse, daher wurde am Abend zuvor ein Contractual Taxi aus der Nachbarschaft organisiert, das auf dem Weg zur Asphaltstrasse um 5 Uhr (oder 11, ganz genau) auf uns warten würde. Auf dem Weg dorthin beging ich den Fehler, Ato Yilma, meinen Schwiegerpapa, zu fragen ob der die Tickets dabei hat. Eine alte Angewohnheit der Familie Prigge, die ja gelegentlich zu Vergesslichkeit und zu spät kommen neigt. Meine Frage löste einen 30 minütigen Suchprozess aus, der leider erfolglos blieb. Wir nahmen dennoch das Taxi zum Busbahnhof, in der Hoffnung noch Tickets für den Bus zu bekommen. Durch die Ticketsucherei hatten wir aber so viel Zeit verloren, dass unser Bus bereits weg war. Nun folgte eine Stunde des Rumstehens und Rumgehens, wobei ich meistens nicht verstand zu welchen Zweck. Jedenfalls bekamen wir dann noch Plätze in einem Bus nach Bahir Dar, der Hauptstadt der Amhara Region noch weiter nördlich. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Fahrt war anstrengend! Belohnt wurde man aber durch die Landschaft und die Musik, die zumindest auf den Asphaltstrassen den Motorenlärm übertönte.
Abay-Schlucht
Das Hotel in Debre Markos wird von vielen Touristen als Zwischenstation zu den Abay (Blauer Nil) Wasserfällen genutzt, daher vernahm mein Ohr dort auch Deutsch und den netten österreichischen Dialekt. Zudem gab es angenehme (warmes Wasser) und unangenehme (Flöhe) Dinge, vor allem aber mal ein wenig Ruhe und bessere Luft. Da es am Abend heftig regnete, kam der ehemahlige Richter den wir treffen wollten erst einmal nicht, sondern tauchte morgens um Eins auf (also 7 Uhr). Es war ein Mittwoch, das hat den Vorteil dass es überall auch vegetarisches Essen gibt, aber den Nachteil, das streng Gläubige dazu neigen, das Frühstück ausfallen zu lassen. Judits großartiger Handtasche sei Dank war wenigstens etwas Brot und Wasser da. Denn wir sind schnurstracks zu einem anderen Interviewpartner gewatschelt und von dort in eine kleine Stadt gefahren um noch andere Leute zu treffen. Mein Magen gewöhnt sich nur schwer an die Ignorierung dieser wichtigen Mahlzeit.
Am Nachmittag kümmerten wir uns dann um die Tickets für die Rückfahrt und besuchten unseren ersten Gesprächspartner, der uns zum Essen einlud. Seine Frau betreibt nebenbei, was recht üblich ist, ein tella bet, wo eine Art selbstgebrautes Bier, naja, nennen wir es eher vergohrenen Gerstensaft, serviert wird. Ich durfte mehr als zwei Gläser davon kosten, aus Höflichkeit kann man ja schlecht ablehnen, hätte auch eh nichts genutzt. Den Rest des Tages war ich daher ein wenig rammdösig, musste aber zum Glück keine größeren Aufgaben mehr bewältigen.
Da die Busse auch in Debre Markos recht früh aufbrechen, gab es also den dritten Tag in Folge kein Frühstück, ich zehrte von den Biskuits die Askale in weiser Voraussicht gemacht hatte. Unterwegs gibt es zwar einen Zwischenstop in einer Stadt die nur aus Gaststätten für Busreisende zu bestehen scheint, das Essen ist wie die Toiletten aber wenig einladend, vor allem für Vegetarier. Es empfiehlt sich doch sehr, in der Fastenzeit zu Reisen. Da gibt es dann auch mal etwas mehr Gemüse, Gerichte können auch aus Injera und Fleisch mit Chilischoten allein bestehen.
Der wahre Grund für die vielen Autowracks die unterwegs zu beobachten sind, ist nicht etwa die schlechte Strassenqualität oder die hohe Geschwindigkeit der Fahrenden. Nein, schuld sind die Esel! Als Lastentransportmittel Nummer eins laufen sie auch gern mal plötzlich mitten auf die Strasse, wovon sie weder Hupen noch die Rufe und Stockhiebe der Besitzer abhalten können.
mutteranne (guest) - 7. Oct, 13:37

tja du kommst ja ganz schön rum!

Markus (guest) - 9. Oct, 14:50

Die Esel vergammeln wohl schneller als die Autos, was?

Das mit den Mahlzeiten kann ich gut verstehen. Wegen mir könnten noch mindestens zwei Zwischenmahlzeiten eingeführt werden. Mit vegetarischem Kaffee und Plätzchen :-)

Freut mich für Dich, dass Du so viel sehen kannst.

Die Jule

juhuhu

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